„Warum normal sein?“ – Eine Mutter kämpft für die Besonderheit von Downsyndrom-Kindern
„Es heisst immer: Kinder sollten mit diesem Alter laufen und mit jenem gestillt werden. Aber unsere Kinder haben ihre eigenes Tempo und gehen ihren eigenen Weg.“ Ella Gray Cullen ist Mutter der 13 Monate alten Julia, die am Downsyndrom „leidet“.
„Leidet“ – dieses Wort klänge in ihren Ohren völlig falsch. Für sie ist die Krankheit eine Besonderheit, ja vielleicht sogar ein Segen, ein Glück. Mit dieser Erkenntnis gründete sie 2016 „Julia’s Way“, eine Organisation, deren Ziel es ist, das Leben mit Downsyndrom mit anderen Augen zu sehen.
Das jüngste Projekt: ein Fotoshooting am Strand von Marshfield, das Mütter von Downsyndrom-Kindern zum Stillen animieren soll. Das mag für Aussenstehende nicht aussergewöhnlich klingen. Aber häufig wird Müttern erklärt, Babys mit Downsyndrom könnten nicht gestillt werden. Ein Irrglaube. Denn, so erklärt Cullen, es sei zwar tatsächlich nicht immer einfach, aber das sei kein Grund, eine Mutter nicht wenigstens zum Versuch zu ermutigen.
Cullens grosse Inspiration ist Aimee Mullins. Die 41-Jährige hat beide Beine amputiert, ist Athletin und arbeitet daneben erfolgreich als Schauspielerin, Model und Aktivistin. Sie schaffte es nicht trotz ihrer Behinderung so weit, sondern gerade wegen ihr – weil sie ihr die nötige Stärke gab.In dem Video „Why Be Normal?“ (siehe oben) erklärt Cullen, dass sie nach der Diagnose nur eines gewollt habe: grösstmögliche Normalität.
Erst Aimee Mullins habe sie zum Umdenken bewegt: „Sie hat mir bewusst gemacht, dass meine Hoffnungen, dass Julia so normal wie möglich sein soll, ihr nicht helfen werden, stark und unabhängig zu werden.“ Sie habe realisiert, dass, wenn ihre Tochter stark sein solle, sie selbst es ebenfalls sein müsse.„Wie wäre es, wenn ich mir nicht wünschte, dass Julia nicht so normal wie möglich wäre, sondern dass sie ihre Besonderheit ausleben kann und zu Orten findet, die wir selbst nie kennenlernen werden?“, fragt Cullen am Ende ihres Videos. Und wendet sich dann ihrer Tochter zu. „Komm, lass es uns anpacken.“
Quelle: tauntongazette.com