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Gefährliche Fehlinformationen in Drogenaufklärungs-Sendung

Vor einem guten Jahr wurde der niederländische YouTube-Kanal Drugslab ins Leben gerufen. In einem Chemielabor-Setting testen die Hosts Rens, Nellie und Bastiaan jede Woche eine andere Substanz. Dabei moderieren sie jeweils zu zweit. Einer konsumiert, während der andere nüchtern bleibt, um dem Publikum die Hintergründe zu erläutern. Dazu gehören u.a. erwünschte sowie unerwünschte Effekte der Droge, ihre biochemische Wirkungsweise und Tipps zur möglichst sicheren Einnahme.

Drugslab produziert diese Videos nach eigenen Angaben im Namen der Wissenschaft und zur Schadensminimierung. Wie sich aber herausstellt, werden die Inhalte der Sendung viel zu unsauber recherchiert. Um nur ein Beispiel zu nennen: In der Folge Bastiaan trips balls on LSD nimmt Bastiaan LSD in Form eines Filzes, den er sich auf die Zunge legt. Sobald er den Filz im Mund hat verzieht er das Gesicht und beschreibt den Geschmack als „chemisch“ und „bitter“.

Hätten sich die Produzenten richtig informiert, hätten sie einen Spruch kennen müssen, der unter Konsumenten weit verbreitet ist: „If it’s bitter, it’s a spitter“ (etwa: „ist es bitter, spuck es raus“). Die Substanz LSD besitzt nämlich höchstens einen kaum merklichen Geschmack, während gewisse NBOMe-Verbindungen, die oft unter dem Deckmantel LSD verkauft werden, sehr bitter sind. Diese chemischen Verbindungen können ähnliche Wirkungen wie LSD haben, sind aber bereits in relativ kleinen Mengen potentiell tödlich.

Adam von PsychedSubstance, einem kanadischer YouTube-Kanal für Drogenprävention, versucht seit einem halben Jahr das Drugslab-Team via Email und Kommentarspalte zu kontaktieren. Da er bis jetzt auf keine Rückmeldung seitens der Niederländer gestossen ist, hat er nun ein halbstündiges Video veröffentlicht, in dem er über ihre gefährlichsten Fehlinformationen aufklärt.

Im Zeitalter von Internetvideos muss man davon ausgehen, dass gerade junge Leute ihre Informationen von YouTube-Videos beziehen. Im Gegensatz zu PsychedSubstance betont Drugslab allerdings nie, wie wichtig es ist, selbst Zeit in Recherche zu investieren, statt sich auf eine einzige Quelle zu verlassen. Als professionell produzierte und unterhaltsame Sendung mit wachsender Reichweite, strahlen sie aber eine gewisse Glaubwürdigkeit aus. Das Labor-Setting und die Live-Messung der Körpertemperatur und des Pulses machen einen verantwortungsvollen Eindruck. Und mit den drei sympathischen jungen Hosts, welche die Drogen selber vor der Kamera einnehmen, identifiziert man sich gerne. Gerade mit dieser Ausgangslage muss sich der Kanal seiner Verantwortung viel bewusster sein.

Es bleibt zu hoffen, dass der Einfluss von PsychedSubstance gross genug ist, um eine Stellungnahme aus den Holländern zu locken. Seitens des Kanadiers will ich nur noch sagen: Es wird ein weiteres Kritik-Video geben. Diesmal zu seinem eigenen Kanal. Er fordert seine Zuschauer auf, ihm Fehler und Ungenauigkeiten aus seinen Videos per Email zuzusenden.

 

Quellen: Drugslab / PsychedSubstance

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