Hai-Attacken und brennende Bäume: Zugstrecke verwandelt sich in Bühne

Aktion am Kunstfestival Weimar

Wer am vergangenen Wochenende im ICE von Jena Paradies nach Naumburg sitzt, starrt aus dem Fenster statt aufs Handy. Denn entlang der Strecke passieren seltsame Dinge. Büsche laufen auf einmal los, eine Schar Leute steht auf einem Feld verteilt auf Leitern, um in den Zug schauen zu können, ein Fischerpärchen wird von einem Hai überrascht. Ein unermüdlicher Sprinter taucht immer wieder auf und kann problemlos mit dem Zug mithalten.

Das Spektakel fand im Rahmen des Kunstfestivals Weimar statt, welches sich in den letzten Jahren allen Kunstformen geöffnet hat. 50 Aktionen wurden auf die 30 Kilometer verteilt. Das hiess für über 200 Freiwillige: Jede halbe Stunde zurück auf Position. Verantwortlich für die Aktion mit dem Titel „Bewegtes Land – Inszenierungen für vorbeifahrende Züge“ zeichnet sich das Duo Datenstrudel, bestehend aus Jörn Hintze und Jakob Hüfner. Die beiden sind Professoren für experimentelle Television an der Bauhaus-Universität Weimar und fahren die bespielte Strecke selbst regelmässig, um dorthin zu kommen. „Der Spass am ‚Umtopfen‘ von Inhalten in andere Medien liegt hinter vielen unserer Arbeiten“, schreiben sie auf ihrer Website. „Manchmal kommen Studenten mit einer Kurzfilmidee in unsere Sprechstunde und gehen mit einem Businessplan für eine App heraus.“

Wie bei vielen Medienspielereien steht auch hier erstmal die Form im Vordergrund, während der Inhalt nicht viel mehr als kurzweilige Unterhaltung ist. Das spricht nicht gegen die Aktion, denn das Medienkünstlerduo Datenstrudel sieht im Blick aus dem Zugfenster eine Analogie zu den Tausenden von Bildern, die wir täglich über unsere Handys aufnehmen: „Man fährt […] ganz schnell an Dingen vorbei, guckt sie sich nicht richtig an, aber es sind lauter so Thumbnails, an denen man vorbeifährt.“

Quellen: datenstrudel.de, DW, MDR Thüringen