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Wozu sind Menschen fähig? Um das herauszufinden, stellte sich die serbische Künstlerin Marina Abramovic im Jahr 1974 in einen Raum in Neapel und erklärte sich zu einem Kunstobjekt. Für ganze sechs Stunden konnte das Publikum mit der Serbin machen, was es wollte: Mit 72 Requisiten wie Rosen, Trauben und Federn, Pistole, Messer und Rasierklingen konnte man sie “verschönern” oder einfach nur betrachten.
In den ersten vier Stunden küssten sie Besucher oder legten ihr Blumen in die Hände. Später dann legten sie die Künstlerin auf einen Tisch und platzierten ein Messer zwischen ihren Beinen, schnitten ihr die Kleider vom Leib, drückten ihr Rosendornen in den Bauch und zielten mit einer geladenen Pistole auf sie.
Es sei wie eine Vergewaltigung gewesen, sagte Marina Abramovic später. Ihr Experiment „Rhythm 0“ habe die Abgründe des Menschen ans Tageslicht gebracht: Nach Ablauf der sechs Stunden hätten die meisten Menschen den Raum beschämt verlassen, ohne ihr in die Augen zu schauen. Sie habe aus der Aktion gelernt:
„Wenn es Deinem Publikum überlassen ist, was passiert, gibt es die Möglichkeit, dass es Dich tötet.”
Abramovic ist Performance-Künstlerin, hat an international renommierten Kunsthochschulen doziert und wurde 2012 in die Wettbewerbsjury der Filmfestspiele von Venedig berufen. Sie lebt heute in New York. Im Jahr 2010 zeigte das MoMA eine Retrospektive ihrer Arbeiten. Im Rahmen dieser Ausstellung sass Ambramovic insgesamt 721 Stunden im Atrium des Museums an einem Tisch und schwieg – ihr gegenüber ein Stuhl, auf dem Besucher Platz nahmen – darunter Sharon Stone, Tilda Swinton, Björk und Lady Gaga.
Übrigens: Die Schweizer Performance-Künstlerin Milo Moiré, die sich grundsätzlich nackt zeigt und bisweilen auch Eier ausbrütet, wurde von Marina Abramovic inspiriert: Nach eigenen Aussagen brachte sie 2007 ein Radiointerview mit der jugoslawischen Künstlerin dazu, eigene Konzepte zur Performancekunst zu entwickeln.
Quellen: Bigfm.de/Youtube/Wikipedia
