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Aufschrei in China: Kampfkunst-Club trainiert Hunderte von Waisen

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Klein Long und Klein Wu sind zwölf Jahre alt. Sie stammen beide aus der autonomen Präfektur Liangshan, einer der ärmsten Gegenden Chinas. Klein Long sagt, seine Mutter habe ihn verlassen, nachdem sein Vater gestorben sei. Klein Wu sagt, seine Eltern seien beide tot.

Enbo ist ein Veteran der bewaffneten Polizei. 2001 gründet der Tibeter in der südwestchinesischen Provinz Sichuan einen Kampfclub, der seinen Namen trägt. Er möchte Waisenkindern helfen, sagt er. Er selbst hat mit acht Jahren seinen Vater verloren. Der Club hat im Laufe seiner Tätigkeit 400 verwaiste Kinder aufgenommen, darunter Klein Long und Klein Wu.

Die beiden sind gut, so gut, dass sie dem Club als Aushängeschilder dienen. Unter anderem treten die beiden in einem Video auf, das sich am Montag wie ein Lauffeuer durch China verbreitet. In einem Käfig tragen die beiden Jungen vor gaffender Meute einen Kampf aus.

Das Video löst im Handumdrehen eine hitzige Debatte aus. Über 12 Millionen Mal wird es angeklickt, tausendfach kommentiert. Ein Club, der Waisenkindern eine Chance bietet, ihnen ein Daheim gibt und sie Überlebensstrategien lehrt, loben die einen. Ein Club, der die Kinder zu Kampfmaschinen ausbildet, ihre Hilflosigkeit ausnutzt und auf ihre Kosten Geld verdient, empören sich die anderen.

Pikant: Enbo selbst erzählt in dem Video, dass es der Staat, genauer gesagt das Amt für zivile Angelegenheiten ist, das ihm verwaiste und verwahrloste Kinder schickt. In China gibt es rund 61 Millionen Kinder, die alleine auf dem Land leben, weil ihre Eltern zum Arbeiten in die Stadt gezogen sind. Enbo muss sich nicht um Nachwuchs bemühen, im Gegenteil: Er nimmt nur die Besten, den Rest schickt er zurück.

Wie lange er noch minderjährigen Nachschub bekommt, ist allerdings ungewiss. Denn das Video hat nicht nur Befürworter und Kritiker auf den Plan gerufen, sondern auch die Polizei. Sie hat Ermittlungen gegen den Club eingeleitet. Und auch das Bildungsministerium ist alarmiert, denn minderjährige Kinder sind schulpflichtig. Enbo kooperiert mit der Polizei, betont aber, dass die Adoptionen von der Regierung abgesegnet worden seien. Sollten die Ermittlungen widerrechtliches Verhalten an den Tag legen, könnten die lokalen Behörden also eine Mitschuld tragen.

Klein Long und Klein Wu interessiert nicht, ob sie legal oder illegal bei Enbo sind. Hauptsache, sie können hierbleiben. „Hier habe ich alles“, sagt Klein Wu. „Essen, Unterkunft und Kleidung. Zu Hause müsste ich vermutlich hart arbeiten.“ Dass es eine Alternative zu Arbeit und Kampfsport gibt, etwa den Besuch einer Schule in Liangshan, kommt den beiden Zwölfjährigen gar nicht in den Sinn.

Quelle: bbc.com / shanghaiist.com

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